Wer hilft Montgomery?
Enttäuschung über seine Strategie
Von unserem Stockholmer Berichterstatter
ka. Stockholm, 18. Juli –
Der bekannte militärische Mitarbeiter der Daily Mail, Liddell Hart, gibt jetzt ebenfalls dem Missmut und der Enttäuschung der Engländer darüber Ausdruck, daß die Invasion in der Normandie so wenig Erfolg zeitige. Liddell Hart schreibt, daß die vergangene Woche in Frankreich geradezu lächerlich kleine Fortschritte gebracht habe. Die Hoffnungen seien gestiegen, als man von dem Fall Caens gehört habe. Aber die Vorstellungen seien den Tatsachen wieder einmal voraus gewesen. Es sei schnell ruchbar geworden, daß die Engländer Caen gar nicht vollständig erobert hätten und daß die Deutschen sich nur hinter den Ornefluss zurückgezogen hätten, der die Stadt in zwei Teile teilt. Dieser wohlberechnete Rückzug sei. nichts als ein fein berechnetes Ausweichen vor dem furchtbaren Bombardement gewesen. Dadurch hätten die Deutschen ernstere Verluste vermieden, während sie gleichzeitig doch die Kontrolle über den Kanal, die Eisenbahnen und Wege behalten hätten, die Caen seine strategische Bedeutung geben.
Wenn ein Mann wie Liddell Hart in aller Öffentlichkeit, die deutsche Strategie als so erfolgreich hinstellt, so ist dies wohl die bitterste Kritik, die an der englischen Führung geübt werden kann. Solche Worte geben einen Begriff davon, wie enttäuscht und missmutig die Engländer heute sind. Es wimmelt heute förmlich von guten Ratschlägen, wie man es besser machen solle. Einige verlangen energisch größere Kühnheit bei den Operationen, andere wollen auf dem Wege über eine Organisierung innerfranzösischer Widerstandskräfte den Anglo-Amerikanern Hilfe verschaffen, und wieder andere zerbrechen sich den Kopf darüber, ob man nicht nach dem Muster des Dschungelkrieges in Burma in großem Stile Luftlandetruppen einsetzen könne. Auf jeden Fall fühlt sich heute jeder bessere Engländer verpflichtet, Montgomery auf die Beine zu helfen – ein böses Zeugnis für einen General.