Innsbrucker Nachrichten (July 6, 1944)
Wieder zwei Transporter mit 15.000 BRT versenkt
Anhaltendes ‚V1‘-Feuer auf London – Alle Feindangriffe in Italien abgewiesen – Erbitterte Kämpfe im Osten
dnb. Aus dem Führer-Hauptquartier, 6. Juli –
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Nordwestlich Caen setzte der Feind nach den schweren Verlusten des Vortages seine Angriffe nicht fort. Im Abschnitt südwestlich Carentan bis zur Westküste der Halbinsel Cherbourg griffen nordamerikanische Verbände während des ganzen Tages unter starker Artillerie- und Panzerunterstützung an. Im Verlaufe der heftigen Kämpfe wurden unsere Gefechtsvorposten auf die Hauptkampflinie zurückgenommen; wo der Feind auch in diese einbrach, sind unsere Truppen zum Gegenstoß angetreten. Die Kämpfe sind noch im Gange.
In Südfrankreich wurde ein englischer Sabotagetrupp im Kampf vernichtet.
Die Luftwaffe griff in der Nacht mit starken Schlachtfliegerverbänden feindliche Truppenbewegungen mit guter Wirkung an.
Bei dem gestern gemeldeten Angriff schwerer Kampfflugzeuge gegen feindliche Schiffsansammlungen in der Nacht vom 4. auf 5. Juli wurden nach abschließenden Meldungen ein weiterer Frachter von 7.000 BRT versenkt, ein Zerstörer schwer beschädigt und ein Fahrgastschiff von 10.000 BRT in Brand geworfen.
Über den besetzten Westgebieten verlor der Feind 57 Flugzeuge, darunter 44 viermotorige Bomber.
In mehreren Gefechten gegen feindliche See- und Luftstreitkräfte versenkten Sicherungsfahrzeuge der Kriegsmarine vor der niederländischen und französischen Küste drei britische Schnellboote. Sie schossen ferner einen Zerstörer in Brand und beschädigten drei weitere Schnellboote durch Artillerievolltreffer. Außerdem wurden 13 feindliche Jagdbomber zum Absturz gebracht. Fünf eigene Fahrzeuge gingen verloren.
Durch Kampfmittel der Kriegsmarine wurden im Seegebiet der Invasionsfront zwei voll beladene Transporter mit 15.000 BRT, ein Zerstörer und eine Fregatte versenkt, ein weiterer Transporter von 9000 BRT schwer beschädigt.
Unser Vergeltungsfeuer liegt mit nur geringen Unterbrechungen auf London.
In Italien waren gestern besonders im westlichen und östlichen Küstenabschnitt schwere Kämpfe im Gange. Unter Einsatz neuer Infanterie- und Panzerkräfte versuchte der Feind immer wieder, unsere Front zu durchstoßen. Alle Angriffe blieben jedoch verlustreich vor unseren Stellungen liegen. Zahlreiche feindliche Panzer wurden dabei abgeschossen. Im Raum nördlich Siena wurde unsere Front zur Verkürzung wenige Kilometer nach Norden zurückgenommen.
Die 278. Infanteriedivision hat sich unter Führung des Generalleutnants Hoppe in andauernden schweren Abwehrkämpfen gegenüber einem überlegenen Feind besonders tapfer geschlagen und ihm schwere Verluste zugefügt. Alle feindlichen Durchbruchsversuche scheiterten an der Standhaftigkeit dieser Division.
Nachtschlachtflugzeuge erzielten in feindlichen Nachschublagern im adriatischen Küstenabschnitt Großbrände und Explosionen.
Italienische Torpedoflugzeuge grillen vor Bari feindliche Schiffsansammlungen an und trafen zwei Handelsschiffe von 13.000 BRT schwer.
Im Süden der Ostfront lebte die Gefechtstätigkeit zwischen dem oberen Dnjestr und Kowel auf.
Im Mittelabschnitt wird an den Landengen von Baranowicze und Molodeczno weiterhin erbittert gekämpft. Bei Baranowicze schlugen deutsche und ungarische Truppen zahlreiche Angriffe der Sowjets in harten Gefechten ab. Westlich Molodeczno brachen feindliche Durchbruchsversuche verlustreich für die Bolschewisten zusammen. In die Sperrriegel eingebrochene Kavallerie und Panzer wurden zerschlagen. Nordwestlich des Naroczsees wurden sowjetische Angriffsspitzen aufgefangen, zwischen Dünaburg und Polozk zahlreiche Angriffe des Feindes abgewiesen. In einer Einbruchstelle sind noch heftige Kämpfe im Gange. Nördlich Polozk führten die Sowjets mehrere erfolglose Vorstöße.
Angriffe deutscher Schlachtfliegerverbände richteten sich vor allem gegen feindliche Marschkolonnen. Hierbei wurden wieder zahlreiche Panzer, Geschütze und mehrere hundert Fahrzeuge sowie einige Brücken zerstört.
In der Nacht griffen schwere Kampfflugzeuge den feindlichen Nachschub, besonders den Bahnhof Kritschew, an, wo ausgedehnte Brände und starke Explosionen entstanden. Ein weiterer zusammengefasster Angriff richtete sich gegen den Flugplatz von Minsk. Große Zerstörungen und zahlreiche Brände wurden beobachtet.
Einzelne britische Flugzeuge warfen in der letzten Nacht Bomben auf Orte im rheinischwestfälischen Raum.