Innsbrucker Nachrichten (June 26, 1944)
Heldenhafter Widerstand der Verteidiger von Cherbourg
Hafen und alle kriegswichtigen Anlagen gesprengt – Zwei Feindkreuzer und ein Zerstörer versenkt – Zäher Widerstand unserer Truppen in Italien – Unvermindert heftige Abwehrschlacht im Mittelabschnitt der Ostfront
dnb. Aus dem Führerhauptquartier, 26. Juni –
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Die tapfere Besatzung von Cherbourg unter Führung des Generalleutnants von Schlieben zusammen mit starken Teilen der Kriegsmarine und der Luftwaffe steht seit gestern Innerhalb der Stadt und im Hafengebiet in erbittertem Häuserkampf. Zwei Aufforderungen des Gegners, den Kampf einzustellen und die Festung zu übergeben, wurden nicht beantwortet. Der Hafen und alle kriegswichtigen Anlagen sind gesprengt. Vor dem Gefechtsstand des Festungskommandanten und vor dem Arsenal brachen die feindlichen Angriffe im Feuer der Verteidiger zusammen.
Die unter dem Befehl des Oberleutnants der Marineartillerie Gelbhaar stehende Batterie „Hamburg“ hat, selbst unter schwerem Artilleriefeuer liegend, gestern im Raum von Cherbourg zwei feindliche Kreuzer versenkt. Außerdem wurden am vergangenen Tage vier Kreuzer durch Marinebatterien schwer beschädigt. Schnellboote versenkten in der letzten Nacht einen feindlichen Zerstörer nördlich der Halbinsel Cotentin.
An der Südfront des normannischen Landekopfes brachen feindliche Vorstöße östlich der Orne vor unseren Stellungen zusammen. Ein örtlicher Einbruch wurde im Gegenangriff wieder beseitigt, östlich der Ornemündung wurde ein großer feindlicher Transporter durch Artillerievolltreffer beschädigt.
Im Raum von Tilly gelang es dem während des ganzen Tages mit starken Infanterie- und Panzerkräften angreifenden Feind unter schwersten blutigen Verlusten, die Ruinen der Stadt zu besetzen.
Im Kampf gegen drei der besten englischen Divisionen hat sich die Panzerdivision unter der Führung von Generalleutnant Bayerlein hervorragend bewährt.
Südwestlich Carentan griff der Feind nach starker Artillerievorbereitung wiederholt vergeblich an.
In der Nacht vom 24. und 25. Juni wurden nach abschließenden Meldungen vier große feindliche Kriegsschiffe und ein Frachter durch Bombentreffer schwer beschädigt. Ein seit langem im Kampf gegen England stehendes Fliegerkorps unter Führung von Generalmajor Peltz hat sich hierbei besonders ausgezeichnet.
Das Störungsfeuer gegen Südengland wurde bei Tag und Nacht fortgesetzt.
In Italien lag der Schwerpunkt der Kämpfe auch gestern im Abschnitt von der Küste bis zum Trasimenischen See. Der Feind konnte hier nach erbitterten Kämpfen mit unseren zäh Widerstand leistenden Truppen nur wenige Kilometer nach Norden Boden gewinnen.
Bei dem Seegefecht im Golf von Genua in der Nacht zum 24. Juni wurden nach endgültigen Meldungen vier feindliche Schnellboote versenkt, ein fünftes in Brand geschossen.
Im mittleren Abschnitt der Ostfront dauert die Abwehrschlacht mit unverminderter Heftigkeit an. Die Sowjets wurden in den meisten Abschnitten abgewiesen. Südlich und östlich Bobruisk konnte der Feind jedoch einige Einbrüche erzielen. Auch im Raum östlich Mogilew gewann der feindliche Angriff nach blutigen Kämpfen nach Westen Boden.
An der Düna sind ebenfalls erbitterte Kämpfe im Gange, während östlich Polosk und südöstlich Pleskau von Panzern und Schlachtfliegern unterstützte Angriffe der Sowjets scheiterten. In diesen Kämpfen hat sich die sächsische 24. Infanteriedivision unter Führung von Generalleutnant Versock hervorragend bewährt.
Schlachtflieger unterstützten den Abwehrkampf des Heeres, vernichteten zahlreiche Panzer sowie eine große Anzahl von Fahrzeugen und fügten dem Feind schwere blutige Verluste zu.
Durch Jäger und Flakartillerie wurden 37 feindliche Flugzeuge abgeschossen.
In der Nacht griff ein starker Verband schwerer Kampfflugzeuge den Bahnhof Smolensk an. Zahlreiche Großbrände wurden beobachtet, große Mengen an Nachschubmaterial vernichtet.
Auf dem Balkan haben unter dem Oberbefehl des Generalobersten Löhr stehende Truppen eines Gebirgskorps in dreiwöchigen schweren Kämpfen in den Bergen Südalbaniens kommunistische Bandengruppen zerschlagen. Der Feind verlor außer 3.000 Toten zahlreiche Gefangene, viele Waffen aller Art sowie große Munitions- und Versorgungslager.
Ein schwächerer feindlicher Bomberverband griff in der letzten Nacht das Stadtgebiet von Budapest an. Sieben Flugzeuge wurden abgeschossen.
Britische Flugzeuge warfen in der letzten Nacht Bomben im rheinisch-westfälischen Raum.