Die militärische Lage auf Sizilien –
Ruhige und sachliche Beurteilung in Italien
Eigener Bericht des „Völkischen Beobachters“
al. Rom, 15. Juli –
Die politischen und militärischen Beobachter Italiens fahren fort, die militärische Lage in Sizilien mit kaltblütigem Realismus der Öffentlichkeit darzustellen, ohne dabei naturgemäß auf Einzelheiten einzugehen, deren Kenntnis dem Feind nützlich sein könnte. Sie stimmen darin überein, daß die vom Gegner aufgebotenen Mittel alle Erwartungen bei weitem übertroffen haben und auch zu dem unmittelbar militärischen Objekt Sizilien nicht im Verhältnis stehen.
Pavolini stellt im Messaggero fest, daß es sich hier offenbar um die totalen Invasionsversuche handelt. Alle bekanntgewordenen Zahlen deuteten darauf hin, daß England und Amerika sich auf eines der größten Landungsunternehmen eingelassen hätten, das die Geschichte kennt. Seine Feststellungen bedeuten natürlich nicht, daß man sich in Italien durch das gegnerische Aufgebot aus der Ruhe bringen läßt. Sie dienen in erster Linie dazu, dem Lande den bisherigen Verlauf der Kämpfe klarzumachen, die nach einem Kommentar des Popolo d’Italia in die zweite Phase eingetreten sind, nachdem der Gegner die erste Phase, die Landung, verhältnismäßig rasch hat überwinden können. Um sie zu verhindern, wäre es erforderlich gewesen, die verteidigenden Verbände entlang der gesamten Küste einzusetzen. Gerade das aber hätte bedeutet, das Spiel des Gegners zu spielen, der nach der Vernichtung der Küstenverteidigung den Weg ins Innere frei gefunden hätte.
Im Regime Fascista kennzeichnet Farinacci die Lage mit folgenden Sätzen:
Es ist logisch, daß eine Landung, die unter Einsatz starker Luft- und Seestreitkräfte durchgeführt wird, zu einem augenblicklichen Erfolg bestimmt ist. Es ist auch möglich, daß, von der schweren Schiffsartillerie und ihren Bombern unterstützt, die Angreifer zweier Erdteile um einige Kilometer ins Innere der Insel eindringen. Aber dann wird die Lage für sie erheblich schwieriger, sobald die Streitkräfte der Achse sich an den strategischen Punkten konzentrieren und die feindlichen Truppen mit allen zur Verfügung stehenden Kräften angreifen. Das Problem des Nachschubs wird dann immer schwieriger werden und die Verluste, die den gegnerischen Transportschiffen zugefügt werden, immer erheblicher werden.
Auf der anderen Seite dient die realistische Sprache der faschistischen Presse dem Zweck, die europäische Öffentlichkeit auf die über den Rahmen Italiens hinausgehende Bedeutung des Sizilien-Unternehmens hinzuweisen. In diesem Zusammenhang findet der Einsatz der deutschen Truppen auf Sizilien besonders nachdrückliche und dankbare Unterstreichung. General Bolati schreibt im Giornale d’Italia, der Kampf in Sizilien, der sich weit entfernt von der deutschen Südgrenze abspiele, lege den deutschen Soldaten Blutopfer auf, die ihnen unter Umständen erspart geblieben wären.
Die Formeln „Zwei Völker im Kampf“ und „Mit dem Freund bis ins Ende marschieren“ finden heute an den Küsten und auf den Bergen Siziliens ihre höchste Verwirklichung. Das bereits gemeinsam vergossene Blut und das Blut, das in Zukunft gemeinsam vergossen werden wird, bringt die beiden größten europäischen Völker einander noch näher und läßt sie in einem einzigen großen Ideal miteinander verschmelzen, für das jedes von beiden sich im Interesse der gemeinsamen Ziele opfert.
Einen Tag nach der englisch-amerikanischen Landung fand in Rom eine Kundgebung statt, die zwar in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit diesem Ereignis steht, aber dennoch einen wesentlichen Bestandteil der totalen Mobilmachung bildet, mit der Italien auf die Bedrohung des heimatlichen Bodens antwortet.
Einer Gruppe von jungen Studenten, die sich freiwillig zur Leistung des Arbeitsdienstes in Fabriken gemeldet hatten, wurden feierlich die Ausweise des Industriearbeiterverbandes überreicht. Die studierende Jugend ist in Italien immer der Träger revolutionärer Gedankengänge gewesen. Die Verbundenheit zwischen Studentenschaft und Arbeiterschaft ist deshalb im gegenwärtigen Augenblick eine Tatsache von besonderer Bedeutung. Darauf wies auch der neue Staatssekretär im Korporationsministerium, Contu, hin, der auf dieser Veranstaltung eine kurze Ansprache hielt.