Die Luftschlachten bei den Gilbertinseln
In zwei neuen Luftschlachten bei den Gilbertinseln hat die japanische Marineluftwaffe der USA.-Marine wiederum schwerste Verluste zugefügt. Besonders schwer wiegt die Versenkung von vier Flugzeugträgern, durch die der nordamerikanische Verlust an Flugzeugträgern seit Beginn der neuen USA.-Offensive auf elf Flugzeugträger gestiegen ist. Davon sind sechs bei den Kämpfen um Bougainville in der Inselgruppe der Salomonen und fünf Flugzeugträger bei den Gilbertinseln versenkt worden. Dazu kommt der Untergang von vier USA.-Schlachtschiffen sowie einer Reihe von Kreuzern und Zerstörern, die bereits auf dem Verlustkonto der neuen USA.-Offensive im Pazifik stehen.
Bei den Kämpfen um Bougainville haben die Marinebehörden in Washington es dabei bewenden lassen, die harten Schiffsverluste einfach abzuleugnen. Jetzt, bei den Kämpfen um die Gilbertinseln, hat sich der Marineminister Knox aber genötigt gesehen— wie bereits berichtet – die Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten auf schwere Verluste vorzubereiten. Knox mußte gestehen, daß die Japaner im Raume der Gilbertinseln erbitterten Widerstand leisten, aber er hat bisher über die Höhe der USA.-Verluste an Kriegsschiffen und Menschen noch nichts Genaueres bekanntzugeben gewagt. Um so genauer sind die japanischen Meldungen, die von der Schwere dieser Kämpfe im Pazifik zeugen.
Immer klarer zeigt sich, daß die USA.-Offensive im Pazifik das Ziel hat, in die Nähe jenes Seeraumes zu kommen, in dem man auf nordamerikanischer Seite den zentralen Pazifikstützpunkt der Japaner vermutet. Das ist das Gebiet der Inselgruppe der Karolinen mit der Koralleninsel Truk, um deren angeblich gewaltigen Ausbau durch die Japaner so viele Nachrichten verbreitet worden sind. Die Karolinen haben aber nach Westen und Süden ein weites Vorfeld, dessen erste Stellung die Bismarckinseln und die Marshallinseln bilden. Darüber hinaus hatten die Japaner sich bald nach ihrem Kriegseintritt Vorpostenstellungen auf den Salomoninseln und den Gilbertinseln geschaffen, die sie den Engländern abnahmen. In diesen Vorpostenstellungen tobt noch der Kampf. Nachdem die USA.-Marine durch die schweren Verluste an Schlachtschiffen und Flugzeugträgern bei Bougainville nicht in Richtung der Bismarckinseln mit dem Hafen Rabaul weiterkamen, richtete der Feind seinen Hauptstoß gegen die westliche japanische Vorpostenstellung im Bereich der Gilbertinseln, wo die USA nun ebenfalls hohe Schiffsverluste verzeichnen mußten.
Die Gilbertinseln liegen beiderseits des Äquators und bestehen aus einer langen Reihe kleiner Koralleninseln. Die ganze Gruppe hat nur eine Bodenfläche von nicht einmal 500 Quadratkilometer. Die japanische Besatzung auf den Gilbertinseln hat sich mit einer Verbissenheit verteidigt, die auch der Feind anerkennen mußte. Vor allem aber haben die Nordamerikaner auch dort wie auf den Salomonen erfahren müssen, wie kostspielig es für sie ist, Angriffsoperationen über die weiten Seeräume des Pazifischen Ozeans zu unternehmen. Mit großer Mühe haben die Vereinigten Staaten die Kriegsschiffsverluste des ersten Kampfjahres gegen Japan insbesondere an Schlachtschiffen und Flugzeugträgern durch Neubauten und Reparaturen auszugleichen versucht, um Reserven für die Pazifikoffensive zu schaffen. Schon jetzt aber hat Japan seine Schlagkraft im Pazifik erneut bewiesen. Die Japaner haben allein durch den Einsatz der Marineluftwaffe der USA.-Flotte Verluste von außerordentlicher Härte zugefügt, ohne daß die japanische Flotte selbst einzugreifen brauchte. Mit verhältnismäßig geringen Kampfmitteln hat der japanische Gegenangriff Gewaltiges erreicht und damit einen Vorsprung für das weitere harte Ringen im Pazifik gewonnen.
E. G.