Election Day 1942 (11-3-42)

Völkischer Beobachter (November 5, 1942)

Überraschender Wahlerfolg der Republikaner –
Innerpolitische Schlappe der Roosevelt-Clique

Von unserer Stockholmer Schriftleitung

Stockholm, 4. November –
Die Ergänzungswahlen zum amerikanischen Kongress – Senat und Repräsentantenhaus – haben, nach den ersten vorliegenden Meldungen zu urteilen, doch ein überraschendes Ergebnis gehabt. Die Republikanische Partei hat weitaus stärkere Gewinne erzielt, als erwartet wurde, und die Wiederwahl beziehungsweise Neuwahl zahlreicher Vertreter durchgesetzt. Besonders bedeutsam ist es, daß im Staate Neuyork der Kandidat der Republikanischen Partei, Thomas Dewey, mit einer Mehrheit von über einer halben Million Stimmen über Roosevelts Kandidat, John J. Bennett, siegte.

Gewählt wurde in allen 47 Bundesstaaten mit Ausnahme von Maine, wo die Wahlen bereits im September erfolgten und auch dort einen republikanischen Wahlsieg brachten. Im Staate Neuyork wurde die über zwanzigjährige Herrschaft der Demokraten gebrochen. Dabei hatte sich Roosevelt außerordentlich bemüht, Neuyork, als den. wichtigsten Aufmarschplatz für die Präsidentenwahl, für seine Partei zu sichern. Hinter Bennett stand die gesamte demokratische Wahlmaschinerie. Seine Wahl wurde auch von Roosevelts früherem Postminister Jim Farley unterstützt‚ der der Hauptwahlmacher der Demokratischen Partei geblieben ist, obwohl er sich mit Roosevelt überworfen hatte. Vielleicht wäre Deweys Erfolg nicht so groß gewesen, wenn nicht die Labour-Partei‚ die nur in Neuyork eine größere Rolle spielt‚ eigene Wege eingeschlagen und einen eigenen Kandidaten in der Person von Dean Alfange aufgestellt hätte, der die Unterstützung des jüdischen Bürgermeisters Laguardia besaß.

Politische Kraftprobe in Neuyork

Man kann jedenfalls feststellen, daß mit der Wahl von Thomas Dewey, der sich als Staatsanwalt besonders in der Bekämpfung des Gangstertums ausgezeichnet hatte, sowohl Roosevelt wie Laguardia und Farley eine schwere innerpolitische Schlappe erlitten. Roosevelts Kandidat, Bennett, hatte sich bei den Massen dadurch unbeliebt gemacht, daß er kurz nach der Katastrophe von Pearl Harbour im Kongress ein Gesetz über die Pensionen der Senatoren eingebracht hatte‚ das auch angenommen wurde. Diese Haltung wurde ihm sehr übel vermerkt. Aus allen Teilen der USA. gingen ihm „Spenden“ für die „armen“ Senatoren in Gestalt von Kaugummi‚ Zigarrenstummeln usw. zu. Daß Roosevelt trotzdem an ihm festhielt, beweist, daß er es auf eine politische Kraftprobe in Neuyork ankommen lassen wollte.

Mit seiner Wahl zum Gouverneur von Neuyork – der jetzige demokratische Gouverneur Lehmann ist ein getreuer Gefolgsmann Roosevelts – hat sich Dewey das Sprungbrett zu den Präsidentschaftswahlen im Jahre 1944 erkämpft. Er hat jetzt den Anspruch, von seiner Partei als Kandidat zu den Wahlen aufgestellt zu werden und recht gute Aussichten, da Willkie immer mehr Anhänger verloren hat.

Der durchgefallene Kandidat der Labourpartei in Neuyork, Dean Alfange, führte seinen Wahlkampf besonders gegen den alten streitbaren Roosevelt-Hasser Senator Hamilton-Fish, den er bei den Massen mit der Behauptung zu verdächtigen suchte, “daß er mit den Nazi unter einer Decke stecke und fähig sei, Onkel Sam den Dolch in den Rücken zu stoßen.”

Aber auch Hamilton-Fish wurde wiedergewählt – vielleicht läßt sich seine Wiederwahl auch damit erklären, daß er von seinen Gegnern zu hart angegriffen wurde, so daß seine Anhänger, hauptsächlich Farmer und Handwerker, in ihm einen Märtyrer sahen, der ein Opfer der Zentralverwaltung in Washington wurde, und nicht etwa einen „defätistischen Isolationisten“. Die Frage „Isolierung oder nicht“ war bei den Wahlen überhaupt nicht sonderlich aktuell. Der Streit ging neben inner- und wirtschaftspolitischen Fragen mehr darum, ob der Krieg so effektiv geführt werde, um ihn möglichst schnell zu einem erfolgreichen Ende zu führen.

Einbruch auch im Süden

Bemerkenswert ist weiter, daß den Republikanern auch ein Einbruch in die Domäne der Demokraten in den Südstaaten gelungen ist. Im Staate Connecticut ging der Kampf zwischen dem demokratischen Kandidaten Lerroy und der republikanischen Kandidatin Clare Luce, der Frau des Herausgebers der Zeitschriften TimeLife and Fortune, der das berüchtigte Wort von „amerikanischen Zeitalter“ prägte. Clare Luce wurde, von Willkie lebhaft unterstützt, ebenfalls gewählt.

Ohne die Bedeutung der Ergänzungswahlen, die moistens – mit der bemerkenswerten Ausnahme von 1934 – Rückschläge für die jeweilige Regierung zu bringen pflegen, zu überschätzen, kann man doch feststellen, daß sie kein Vertrauensbeweis für Roosevelt waren. Der „Kaiser von Amerika“ wird allerdings auf seinen Schönheitsfehler keine Rücksicht nehmen‚ bis ihn die nächste schwere Niederlage eines besseren belehren wird.

Wie Reuter aus Washington meldet, haben nach den letzten Angaben die Republikaner 35 Sitze im Abgeordnetenhaus und neun im Senat gewonnen‚ es fielen ihnen auch die Gouverneurposten außer in Neuyork, auch in Michigan, Kalifornien, Connecticut an Stelle der Demokraten zu. Wiedergewählt wurden die republikanischen Gouverneure in Ohio, Pennsylvanien, Iowa und Illinois.